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170 Davids klagen den Glücksspiel-Goliath Novomatic

Der Slogan „Wetten, Sie gewinnen!“ ziert das Lokal an der Floridsdorfer Hauptstraße, er klingt wie ein Versprechen. Die zwei minderjährigen Burschen, die die Admiral-Sportwetten-Filiale betreten, haben 20 Euro in der Tasche. Sie verspielen sie. So, wie sie ihr Geld immer verspielen. Sie sagen, es seien bereits mehrere 1000 Euro weg.

gentlich hätten sie das Geld nicht verlieren dürfen, denn Glücksspiel ist Jugendlichen verboten. „In 80 Prozent der Wettlokale ist es kein Problem, als Jugendlicher zu spielen“, sagt Markus Lechner aus eigener Erfahrung. Er ist Jugendbeauftragter des Österreichischen Hilfsvereins für Spielsüchtige und führt penibel darüber Buch, in wie vielen Wiener Lokalen die minderjährigen Spieler nach dem Ausweis gefragt werden. Es sind nicht viele. Mit der Hilfe dreier Burschen dokumentiert er jedes Kontrollversagen der Glücksspielketten: An ihren Jacken stecken Minikameras. Sie filmen auch, wie sie die 20 Euro in der Floridsdorfer Filiale der Admiral Sportwetten verjubeln, die zum Glücksspielkonzern Novomatic gehören.

Es geht nicht nur um Jugendschutz, es geht den Mitgliedern des Hilfsvereins auch ums Prinzip. Sie wollen nicht länger zusehen, wie das Glücksspiel Leben zerstört. Deshalb legen sie sich nun mit dem Branchenriesen Novomatic an. Weil Spielsüchtige Schäden in voller Höhe bei Glücksspielfirmen einklagen können, reichten sie am Freitag eine Klage gegen Novomatic ein. Rund 170 Menschen haben sich ihr bisher angeschlossen, täglich werden es mehr. Auch die drei Burschen mit den Kameras wollen ihr Geld zurück.